Auswirkungen der Kürzungen

Die Förderkürzungen 2025 haben gravierende Folgen für die Arbeit vieler – oft gemeinnützig anerkannter – Vereine und Institutionen. Da die Bewilligung der wenigen Mittel erst zur Jahresmitte erfolgte, gerieten zahlreiche Akteure im zweiten Halbjahr in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Die Fördergelder bilden in der Regel die Grundlage für einen wirtschaftlich stabilen Betrieb; aus ihnen werden häufig Verwaltung und Büroarbeit finanziert. Bricht diese Basis weg, ist eine geordnete Organisation nicht mehr aufrechtzuerhalten. Zugleich fehlt jede Planungssicherheit für das kommende Jahr, weil keine verlässlichen Zusagen vorliegen. Das Insolvenzrisiko kann kein Vorstand verantworten. Deshalb wirkt eine Kürzung um 60 Prozent in der Praxis oft wie eine vollständige Streichung der Förderung.

(Sie sind ein Vertreter eines Sport-/Kulturverein oder einer Institution, deren Fördermittel gekürzt wurden? Schreiben Sie uns gerne und berichten Sie uns über das Ausmaß und der Folgen: info@achtung-kultur.org)

Im folgenden die Erklärungen der einzelnen Institutionen der freien Szene:

Kunstverein

Die Mittel des Ingolstädter Kunstvereins wurden rückwirkend für 2025 um 60 % gekürzt. Wir sind ein ehrenamtlicher Verein, der weder Angestellte noch Geschäftsführer beschäftigt, auf staatliche Fördergelder keinen Anspruch hat und seine Einnahmen ausschließlich aus den Beiträgen der rund 200 Mitglieder und der städtischen Förderung bezieht. Bisher haben wir etwa drei Ausstellungen im Jahr mit überregionalen Künstlern realisiert; eine Ausstellung kostet alles inklusive ca. 8000 Euro.

Die Kürzung bedeutet für uns aktuell, dass die bisherigen Projekte rückwirkend und die schon organisierte November-Ausstellung knapp und unter Inanspruchnahme sämtlicher Rücklagen finanziert werden können. Hier stehen wir schon nahe an der Insolvenz.

Da das Geld überdies bis in den Sommer reichen muss, ist 2026 nichts mehr vorhanden; alle bis dahin gebuchten Ausstellungen müssen abgesagt werden. Der Rest auf dem Konto reicht gerade für die laufenden Kosten.

Sollte es bei den 10.000 Euro  Förderung bleiben, wären damit lediglich eine qualitätvolle Ausstellung sowie eben diese Kosten pro Jahr realisierbar. Sehr schnell werden wir unsere Mitglieder verlieren – wer zahlt  schon für nichts – und öffentlich in Vergessenheit geraten. Vereine wie unserer sind von den Auswirkungen der Kürzungen am meisten bedroht; mittelfristig rechnen wir mit der Auflösung des beinahe 70-jährigen Ingolstädter Kunstvereins.  

Der BBK hat für 2025 rückwirkend eine Kürzung der institutionellen Förderung von 23% bekommen, 2026 gibt es nochmals eine Kürzung von 48% des Restbetrages, was insgesamt eine Kürzung von 60% ausmacht. Die alle 2 Jahre stattfindende Kunstmesse ist als Projektförderung komplett gestrichen.

Unserer institutionelle Förderung beinhaltet die Verpflichtung, für die Aufsichten der Reihe „Kunststücke“ aufzukommen. Als städtische Galerie muss die Stadt auch Ausstellungen durchführen.  Für 2025 wurde diese Förderung noch bezahlt, 2026 und 2027 sind juriert und zugesagt (ohne Gewähr?). Die Kosten der Aufsichten für diese 4 Ausstellungen kann der BBK nicht mehr aufbringen oder er muss sie anders organisieren. Das bedeutet: Reduzierung der Fördersumme für die ausstellenden Künstler, Reduzierung der Öffnungszeiten und Eintritt verlangen. Da es aber auch keine Planungssicherheit gibt, können wir nur mit den Mitgliedsbeiträgen arbeiten. Das bedeutet, dass zwei Minijob-Stellen und die Stelle der Geschäftsführung gestrichen werden. Eine Fortführung der Vereinsarbeit ist nicht mehr gewährleistet.

Eine Kürzung in diesem Ausmaß bedeutet, dass wir Ende des Jahres zwei Mitarbeiterinnen entlassen müssen, die unserer Stadt als dringend benötigte Fachkräfte verloren gehen!
Ab 2026 müssen wir alle Angebote für Kinder, die Kurse, Ferienangebote, die mobile Arbeit mit dem Kunstmobil in den Stadtteilen, Aktionen wie Kindolstadt, dem Weltkindertag und vieles mehr einstellen.
Daraus resultiert ein Wegbrechen der Mitgliedsbeiträge, der Angebotsbezogenen Förderung durch den Freistaat Bayern und Kurseinnahmen. Der finanzielle Verlust liegt dadurch bei weit mehr als der Hälfte unseres Gesamtbudgets. Was dann nächstes Jahr passiert, weiß niemand.
Und neben der drohenden Arbeitslosigkeit der Mitarbeiterinnen sind die größten Verlierer
wieder einmal die Kinder und Jugendlichen.

2/3 Kürzung bedeutet für den Verein im Jahr 2025, dass ab September nur noch Projekte initiiert werden können, die eine Einnahmemöglichkeit für den Verein bereitstellen – sprich Fördertöpfe, die Verwaltungspauschalen genehmigen. Schulprojekte sind aus diesem Grund nicht mehr möglich oder um es verkürzt zu sagen: Schulen in Ingolstadt können nicht mehr vom Angebot profitieren. Lediglich außerschulische Angebote können 2025 noch umgesetzt werden.
Sollten im nächsten Jahr ähnliche oder stärkere Kürzungen auf den Verein zukommen, bedeutet es, dass dieser seine Stellen nicht mehr besetzen kann und somit schließen muss.

Das KAP94 wurde erst im vergangenen Jahr nach einer langwierigen Sanierung wiedereröffnet. Offenbar fielen die Kürzungen vor diesem Hintergrund moderat aus: Wir verlieren in diesem Jahr 50 Prozent der städtischen Projektförderungen. Das macht etwa 15 bis 20 Prozent der gesamten städtischen Förderung aus. Die Folge ist, dass wir weniger eigene Veranstaltungsformate umsetzen können (Betroffen ist zum Beispiel eine Kooperation mit dem internationalen Münchner Figurentheater-Festival „Kuckuck“). Für 2026 erwarten wir allerdings eine massive Kürzung der Fördermittel bis hin zu einem vollständigen Ausfall. Das würde die Existenz des ganzen Projekts infrage stellen, da der Verein KulturKAP e.V. die hohen Betriebskosten nicht vollständig aus eigener Leistung decken kann. Der größte Einzelposten dabei ist übrigens die Pachtzahlung an die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes.