Investieren Sie

Liebe*r Leser*in,

mein Name ist Nicole Titus. Ich bin Österreicherin und kam 2013 wegen einer Vollzeitstelle am Stadttheater nach Ingolstadt. Fünf Jahre arbeitete ich dort als Theaterpädagogin, bevor ich mich 2019 selbstständig machte. Diese Jahre waren geprägt von viel Arbeit, von vielen Projekten für Jung und Alt: Kindolstadt (1. Kinderstadt Ingolstadts), Schultheaterfestivals, bayerisches Festival der Theater-Jugend-Spielclubs etc.. Von Teamwork und von Budget-Kürzungen. Ich habe zu Beginn 1950,00 € brutto verdient. In all den Jahren am Stadttheater musste ich immer für eine bessere Bezahlung kämpfen und war kontinuierlich mit dem Argument konfrontiert: Audi geht es schlecht, das Budget wird gekürzt.

Keiner wird Kulturschaffende*r wegen des Geldes. Aber dennoch haben wir ein Recht auf eine angemessene Bezahlung unserer Leistung. Egal ob angestellt oder selbstständig. Für viele Kulturschaffende war die Lage auch vor 2025 schon prekär.

Als freischaffende Schauspielerin & Theaterpädagogin kann ich nur Fördergelder für Projekte über einen Verein, wie z. B. „Künstler an die Schulen“ oder „KulturKAP e. V.“, beantragen. Dies hat der Gesetzgeber so vorgesehen. In diesen Vereinen sind zahlreiche Kulturschaffende tätig, welche durch ihre künstlerische Arbeit die Kulturszene bereichern und durch ihre kulturpädagogischen Projekte, die für die Teilnehmenden kostenlos sind und von Bundesförderprogrammen finanziert werden, u. a. Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe und kulturelle Bildung ermöglichen. Diese Vereine bringen geschätzt über 200.000 € jedes Jahr nach Ingolstadt. Denen jetzt die Mittel zu streichen bedeutet, dass viele Kulturschaffende in die Arbeitslosigkeit schlittern. Nicht, weil es keine Anfragen gäbe, sondern weil keine Förderungen mehr beantragt werden können, da die Vereine nicht mehr existieren.

Ergänzend zur Förderung der Vereine und der freien Kulturszene, wäre es meines Erachtens äußerst sinnvoll eine Stelle einzurichten, welche sich auf die verschiedenen EU-Förderprogramme spezialisiert. Diese könnte einerseits die Stadt Ingolstadt und andererseits auch Vereine und Kulturschaffende darin unterstützen, Förderungen bei der EU zu beantragen, damit in Zukunft noch mehr Geld nach Ingolstadt fließt.

Eine Stadt, in der es kein Theater, keine Konzerte, keine Feste, keine Museen… mehr gibt, ist eine unattraktive und langweilige Stadt, aus der viele Menschen wegziehen werden (mich eingeschlossen).

Daher meine Aufforderung an Sie: denken Sie wirtschaftlich und investieren Sie in die gemeinnützigen Vereine, die freie Kulturszene sowie in die oben beschriebene Stelle, damit diese weiterhin tausende von Euros nach Ingolstadt bringen können. Für die Jugend, für die Kinder, für die Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen

Nicole Titus
www.nicoletitus.at